Leitfaden

Wie komme ich an eine ergotherapeutische Behandlung und wie läuft eine Therapie ab?

Damit Sie schon vorher einen Eindruck davon haben, was Sie in der Therapie erwartet, haben wir für Sie einen Leitfaden zusammengestellt, in dem die einzelnen Schritte kurz beschrieben werden: Vom Rezept, über das Aufnahmegespräch bis zur Behandlung und dem Erreichen der gewünschten Ziele.

Der Weg zu uns

Kontaktaufnahme

Zunächst muss Ihr/e Arzt/in eine Verordnung über eine Ergotherapie ausstellen. Anschließend melden Sie sich telefonisch, persönlich oder per Mail, um mit uns gemeinsam einen Termin zum Erstgespräch zu vereinbaren.

Aufnahmegespräch / Erstgespräch

Kinder

Als Eltern kommen Sie, je nach Alter Ihres Kindes allein oder mit Ihrem Kind. Diese individuelle Handhabung besprechen wir bei der Terminvereinbarung. Bitte bringen Sie, sofern vorhanden, aktuelle Berichte, Zeugnisse oder Befunde mit sowie die Verordnung vom Arzt und die Versichertenkarte.

Inhaltlich befassen wir uns mit den Betätigungsproblemen, die den Alltag in der Familie oder Schule belasten. Wir besprechen die Anamnese und im Groben die Bausteine der kindlichen Entwicklung. Im Beisein des Kindes nutzen wir Bildkarten, die Alltagsaktivitäten aufzeigen, um dem Kind einen Überblick über seine vorhandenen Stärken zu verdeutlichen. Die Schwächen, die sich hier zeigen, geben Orientierung welche Betätigungsprobleme aus Sicht des Kindes im Vordergrund stehen.

Erwachsene

Als erwachsener Patient bringen Sie bitte, sofern vorhanden, aktuelle Befunde, die Verordnung und Ihre Versichertenkarte mit.

Inhaltlich befassen wir uns mit der Anamnese und Befundaufnahme. Der aktuelle Status wird erhoben und dokumentiert.

Der Weg mit uns

Kinder

Nach einer Kennenlernphase mit Vertrauensaufbau beginnen wir in den ersten Stunden mit dem ergotherapeutischen Befund. Aus dem Erstgespräch benannte Betätigungsprobleme und vorläufig festgelegten Therapieziele ergeben sich die relevanten Befundwerkzeuge, die benötigt werden. 3–5 Behandlungseinheiten werden für Testung, in Form von Bewegungsübungen, Interviews oder standardisierte Testverfahren benötigt. Im Verlauf der Therapie nutzen wir sinnvolle Betätigung, die wir an die Ressourcen des Kindes anknüpfen. Somit können wir positive Lernerfahrungen forcieren und Motivation steigern. Herausfordernde Aufgaben, die dem Kind noch schwerfallen, werden stufenweise gesteigert, um Überforderung zu vermeiden und Anstrengungsbereitschaft zu erhalten.  

Nach jeder Therapiestunde findet ein kurzer Austausch mit den Eltern statt, um die Stunde zu analysieren und ggf. Aktuelles aus dem Alltag zu besprechen. Bei uns sind Eltern immer willkommen an den Stunden teilzunehmen, um den Therapieprozess zu begleiten und auch für zuhause Ideen und Anregungen zu erhalten. Auch der Austausch mit Bezugspersonen aus Schule und Kindergarten kann im Verlauf zur Integration der Therapieziel in den Alltag beitragen.

Am Ende der ersten Behandlungssequenz findet das Befundgespräch mit den Eltern (und dem Kind) statt. Es werden sowohl Therapieziele festgelegt, als auch Anregungen und Tipps für häusliche Übungen oder Veränderungen im häuslichen Umfeld gegeben.

 

Erwachsene

Auf der Basis der Problemerhebung wird der Erstbefund erstellt. Dieser wird mit Hilfe von Fragebögen/Interviews, freien Gesprächen, standardisierten Messinstrumenten oder Selbsteinschätzungsbögen erstellt. Aus dem Befund und den Betätigungsproblemen im Alltag ergibt sich die gemeinsam besprochene Zielsetzung. Im Sinn der klientenzentrierten und ressourcenorientierten Ergotherapie werden nicht nur Schädigungen, Defizite, Beeinträchtigungen und Barrieren erhoben, sondern explizit auch besondere Fähigkeiten, Stärken und Förderfaktoren benannt.

Im Behandlungsverlauf werden aktuelle Veränderungen im Alltag dem Therapieprozess angepasst und dokumentiert. Alltagshilfen oder Hilfsmittel werden erprobt und häusliche Übungen unterstützen den Therapieerfolg.

 

Erreichen der Therapieziele

– den Weg ohne uns weitergehen

Kinder

Im Verlauf der Behandlungen zeigt sich i. d. R., wann die Therapie beendet werden kann. Sind die Therapieziele erreicht oder Kompensationsmöglichkeiten erleichtern die Alltagsbewältigung, so wird die Therapie beendet.

Im Abschluss-Gespräch werden die erreichten Ziele besprochen und ggf. noch weitere Hinweise und Tipps für den Alltag gegeben. Auch wird rückblickend auf den Therapieprozess geschaut und die Stärken des Kindes sowie positive Erlebnisse hervorgehoben.

Die Heilmittelrichtlinien geben die Menge der Therapieeinheiten vor. So kann es auch sein, dass eine Therapie nach 40 oder 60 Einheiten noch nicht beendet ist. In diesem Fall muss eine dreimonatige Therapiepause erfolgen. Danach kann der Kinderarzt /die Kinderärztin erneut eine Verordnung für Ergotherapie ausstellen.

Erwachsene

Aufgrund der sehr vielfältigen Indikationen für Ergotherapie sind viele Patienten über einen sehr langen Zeitraum in der Therapie. Bei chronischen Erkrankungen werden daher häufig „Dauerverordnungen“ ausgestellt.

Bei orthopädischen Indikationen z. B. mit dem Heilmittel „motorisch-funktionelle Behandlung“ bei Handtherapie zeigt sich im Verlauf, wann die Therapie beendet werden kann. Der Heilungsprozess und die Betätigungsperformance (Alltagsbewältigung) geben die Länge der Behandlung vor, sofern die Vorgaben der Heilmittelrichtlinien eingehalten werden.